Eigentlich ein klassisches Schema. Da gibt es den älteren Freund in der Nachbarschaft. Dieser hört per se coolere Musik als einer selbst. Dann gibt es im Haushalt des Freundes noch den Vater. Der hört die coolen, alten Sachen. Zumindest manchmal, was schon eine beachtliche Steigerung ist, da bei mir zuhause nach Schlager ein weiter Ozean voll von Nichts kam. „Die alten Sachen“, damit meine ich vornehmlich Classic Rock. Dire Straits, Queen, Toto, Supertramp und eine bärtige Band aus El Cerrito, Kalifornien. Heute geht es um das wunderbare Vermächtnis von Creedence Clearwater Revival (kurz: „CCR“). Ich habe bewusst kein Studioalbum ausgewählt, weil es dem Schaffen dieser Band nicht gerecht wird.

Mardi Gras

Gegründet 1967, gab es Creedence Clearwater Revival gerade einmal fünf Jahre. 1972 erfolgte die Auflösung. Es blieben zahlreiche Hits, die in dieser Dichte Bands wie den Beatles, den Stones oder ABBA glückten. Der Output war gigantisch, sieben Studioalben erschienen in den fünf Bandjahren. Für zehn Songs, die jeder kennt, braucht kein DJ Wikipedia zu bemühen. „Bad Moon Rising“, „Proud Mary“ (weltbekannt durch Tina Turner), „Have You Ever Seen The Rain?“ oder das von mir heiß geliebte „Fortunate Son“ seien an dieser Stelle stellvertretend genannt. „Chronicles„, ihre Best Of-Kompilation aus dem Jahre 1976, fasst ihr Können hervorragend zusammen.

Creedence Clearwater Revival sind ihrem Stil des reinen Bluesrock stets treu geblieben. Obwohl aus Kalifornien stammend, spielten sie klassischen Southern Rock mit Texten über „Bayou“, „Catfish“ oder den Mississippi. Politische und sozialkritische Texte waren keine Seltenheit, so thematisierten sie den Vietnamkrieg der USA. Die Band bestand ausschließlich aus vier Mitgliedern: den Brüdern John und Tom Fogerty (Gesang und Gitarre), Stu Cook (Bass) und Doug Clifford (Drums). John Fogerty war der hauptverantwortliche Songwriter der Band. Er tourt heute solo durch die Welt und spielt neben eigenem Material die Songs von Creedence Clearwater Revival.

Creedence Clear…was?

Woher kommt der seltsam anmutende Name der Band? Das ist schnell erzählt. „Credence“ Nuball war ein guter Freund Tom Fogertys, seinem Namen wurde noch ein „e“ zugefügt. „Clearwater“ war eine Biermarke und „Revival“ symbolisierte den Zusammenhalt der vier Musiker als Band. Diese drei Wörter aneinandergereiht klang so „weird“, dass Stu Cook in Gelächter ausbrach:

“Finally, John put together the three names and we surrendered to the inevitable” Stu laugh[ed], “A name weirder than Buffalo Springfield or Jefferson Airplane.”

Hank Bordowitz, 2007, „Bad Moon Rising: The Unauthorized History of Creedence Clearwater Revival

Da dem Bandnamen häufig Schreibfehler zuteilwurden, entschieden sich die Fans, das Akronym „CCR“ im Sprachgebrauch zu etablieren. Nach fünf Jahren war es John Fogerty genug. Er war der alleinigen Verantwortung des Songwritings und der Produktion überdrüssig. Die anderen Bandmitglieder entsprachen seinem Wunsch nicht, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. Hinzu kamen Querelen mit der Plattenfirma „Fantasy Records“. All dies führte zum Auflösen der Band im Jahre 1972.

Legendär

Für mich sind Creedence Clearwater Revival ein Phänomen. Die Songs sind total eingängig und das Ausmaß an bekannten Songs ist gewaltig. Davon kann sich jeder, in der unten eingebetteten Playlist, gerne selbst überzeugen. Legendär ist ihr Auftritt auf dem Woodstock-Festival 1969. Sie spielten um drei Uhr morgens nach Grateful Dead. Ihr Auftritt war lausig. Sie waren so unglücklich darüber, dass sie dem Veranstalter untersagten, Ton- oder Bildaufnahmen ihres Auftritts zu veröffentlichen.

Dennoch wurden ihre Songs hundertfach gecovert. Weltstars wie Tina Turner („Proud Mary“) oder Bruce Springsteen („Fortunate Son“) zeigten ihre Verehrung. Punkbands (Lagwagon – „Bad Moon Rising“) brachten ihre Songs an neue Ohren. 1993 ging es für die Band in die Rock and Roll Hall of Fame. Dies erlebte Tom Fogerty, der ältere Bruder Johns, leider nicht mehr. Er starb 1990 im Alter von 49 Jahren an Tuberkolose.

Dieser Beitrag ist vor allem der Classic Rock-Sammlung meines Nachbarn gewidmet, die sehr prägend für meine musikalische Sozialisation in früher Jugend war. Darüber hinaus komme ich mit diesen Zeilen sehr gerne meinem geschätzten Kollegen Marco entgegen. Er thematisiert auf seinem Blog (@southboundhiker) das Fernwandern und gibt viele interessante Einblicke in die amerikanische Gesellschaft und Kultur. Dieser Beitrag ergänzt kommenden Mittwoch seine Artikelreihe zum „Süden Amerikas“. Es war mir ein großes Vergnügen, dafür über Creedence Clearwater Revival zu schreiben.

Unnützes Kneipenwissen I: Creedence Clearwater Revival hatten zahlreiche Hits, aber keiner war je auf #1

Unnützes Kneipenwissen II: 1969 veröffentlichte die Band drei Platinalben innerhalb eines Kalenderjahres („Bayou Country“, „Green River“ und „Willy And The Poorboys“)

…und weil es so schön ist…

Unnützes Kneipenwissen III: John Fogerty veröffentlichte 1975 den Song „Rockin‘ All Over The World“, der zwei Jahre später durch die britische Rockband Status Quo Weltruhm erlangte. Spielt irgendwann, irgendwo eine Kirmesband diesen Bierbanksteher und alle grölen mit, klingelt bei John Fogerty die Kasse…

 

Anspieltipps: Fortunate Son, Proud Mary, Bad Moon Rising, Have You Ever Seen The Rain?

Höre ich dann am liebsten: beim Einkochen von acht Litern Chili

 



Creedence Clearwater Revival – Chronicle

Genre:Rock
Stil:Classic Rock, Roots Rock, Swamp Rock
Jahr:1976
Anzahl Titel:20
Laufzeit:67:33

Tracklist

Susie Q4:36
I Put a Spell on You4:30
Proud Mary3:07
Bad Moon Rising2:18
Lodi3:09
Green River2:32
Commotion2:41
Down on the Corner2:43
Fortunate Son2:18
Travelin' Band2:07
Who'll Stop the Rain2:27
Up Around the Bend2:41
Run Through the Jungle3:05
Lookin' Out My Back Door2:31
Long as I Can See the Light3:32
I Heard It Through the Grapevine3:52
Have You Ever Seen the Rain?2:38
Hey Tonight2:41
Sweet Hitch-Hiker2:55
Someday Never Comes3:59