Vatertag. Zeit, um alles von sich zu werfen und besinnungslos den Status des Ernährers zu feiern. Oder? Ich muss zugeben, den Vatertag als Nicht-Vater „härter gefeiert“ zu haben, als nach der Geburt der Kinder. Habe ich ihn überhaupt in den letzten sieben Jahren gefeiert? Ich glaube kaum. Eher ein Tag wie jeder andere. Vielleicht trommle ich die alten Jungs zusammen. Aber so kurzfristig? Fast alle haben jüngere Kinder. Spontanität und Kurzfristigkeit sind zwei Dinge, die essentiell abhandenkommen, sobald sich die Egozentrik des eigenen Weltbilds verschiebt. Ich begegne dem Mangel gerne mit Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit. Steht eine Verabredung, kann höchstens ein mittelschwerer Krankenhausaufenthalt (Kind oder ich) für Zweifel am Stattfinden des Zusammentreffens sorgen. Darauf was mit Trüffel. Emil und Jakob feiern auf Everything Everything. Kennt ihr nicht? Das solltet ihr ändern.

Dynamik

Englische Provinz. Northumberland, County im äußersten Nordosten. An der High-School in Hexham treffen sich Jonathan Higgs (Gesang, Keyboard, Gitarre), Michael Spearman (Drums) und Alex Niven (Gitarre) um Musik zu machen. Alle beginnen später ein Musikstudium an der Salford University, wo sie auf den Bassisten Jeremy Pritchard treffen. Sie fassen den Plan, eine Band zu gründen, sobald sie ihren Abschluss in der Tasche haben. 2007 ist es soweit. Sie nennen sich Everything Everything und spielen zu Beginn wilde Sachen, die mit Wohlwollen als Punk durchgehen. Als sie mit Auftritten das erste, schmale Geld verdienen, vergrößern sie ihr Equipment und damit die Möglichkeit zur Expansion ihres Sounds.

Sie finden schnell zu einem musikalischen Nenner, der verschiedene Genres umfasst. Sie benennen ihre Einflüsse wie folgt: Punkiger Rock (die frühen Nirvana), Artrock (Radiohead) und zeitgenössischer R&B (Destiny’s Child). Gepaart werden diese Einflüsse mit dem Falsettgesang von Jonathan Higgs. Am Ende stehen Songs, die nach vielem klingen, aber nicht nach einer einzelnen Schublade. Indie, Synthpop, Electronica. Die Beats wummern. Die Musik von Everything Everything ist eklektisch und dynamisch. 2010 veröffentlichen sie ihr Debütalbum Man Alive. Bis heute kommen drei weitere Alben hinzu. Der absolute Ohrwum Breadwinner erscheint 2018 auf dem Extended Play A Deeper Sea. Unbedingt anhören!

Ratschlag

Und nun? Am Vatertag? Jemand Ideen? Ich mache was mit Emil & Jakob zusammen. Alles hat seine Zeit. Vielleicht treffen wir unterwegs auf mein jüngeres Ich, welches irgendwo am Straßenrand sitzt. Gezeichnet von zu viel Sonne, zu viel Wein und zu wenig Wasser. Ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen. „Es wird besser“. Und mit diesem guten Ratschlag pfeife ich die Melodie von Breadwinner. Grüße nach England!

Unnützes Kneipenwissen: Der New Musical Express (NME) adelt Everything Everything 2010 mit den Worten „Kniet nieder zu den Füßen der neuen Picassos des Pop„. Die Band gewinnt die Auszeichnung „Best New Band“ der Times und gelangt auf die Longlist der BBC für den „Sound of 2010“.

 


Jede Woche begleite ich meine Zwillinge Emil und Jakob auf ihrem Weg durch die musikalische Welt. Wo bleiben sie stehen, wo verweilen sie? Wo sehe ich mich, wo laufe ich weg? Jeder Tag voller Spannung und vor allem, nie ohne Musik. Erfahrt hier mehr über die Songs der Sahnehäubchen.