„Boah, da hat der Sting aber einen rausgehauen. Das der nochmal so was rausbringt. Hätt‘ ich nicht gedacht…“.

Möööp. Falsch. Klingt im ersten Moment nach Sting, er ist es aber nicht. Der junge Mann, der zum Jahreswechsel 2011/2012 onmipräsent auf allen Radiokanälen war, nennt sich Gotye, geboren in Brügge, aufgewachsen in Australien. Somebody that I used to ist einer der eingängigsten Songs der letzten Jahre, vom Radio totgespielt fristet er heute ein polarisierendes Dasein.

Genderdiskussion auf dem Rücksitz

Bei Emil und Jakob hat der Song, als er mal wieder im Radio liefsofort funktioniert. Nicht überraschend, beinhaltet der Song einige sehr kinderfreunliche Elemente. Die Jungs nennen ihn „Das Lied mit dem Herz“. Dem Singlecover sei Dank. Ich mache drei Kreuze wenn sie anfangen, sich Songnamen zu merken.

Die bemerkenswerte Stimme der australischen Sängerin Kimbra hat es den Jungs besonders angetan. So sehr, dass sie sich den jeweiligen Duettpart von Männer- und Frauenstimme friedlich abwechselnd aufteilen. Jeder darf mal Kimbra sein – inklusive Fantasieenglisch. So viel gegenseitige Rücksichtsnahme wünschte ich mir im normalen Alltag meiner Jungs.

Erklär’s mir

Warum funktioniert der Song so schnell in unseren Ohren? Ich habe vor ein paar Jahren eine interessante Dokumentation über das Lied gesehen, kindgerecht aufbereitet für eine Sendung auf KIKA. So konnte selbst ich, als Ton- und Partiturenlegastheniker, verstehen, dass Somebody that I used to erfolgsversprechende Faktoren beinhaltet.

Gotye hat mehrere Monate an dem Song gebastelt und als Samplecollage angelegt. Die Akustikgitarre stammt aus einem brasilianischen Intsrumentalstück namens „Seville“ von Luis Bonfa. Die Melodie besteht aus C-Dur-Elementen und Tonleitern. Alles so arrangiert, dass es sich ohne klassische Hookline im Ohr festsetzt. Das Xylofon erinnert stark an Kindermelodien. Fünf Millionen verkaufte Songs als Ergebnis einer Bastelarbeit.

Leider keine Sahneplatte

Als der Song raus kam, hatten wir im Büro ein Radio stehen. Demenstprechend wurde der Song zum Alltagsbestandteil, das dazugehörige Album Making Mirrors machte wenig später die Runde. Obwohl Gotye die detaillierte Samplebastelei durch das gesamte Werk zieht, hat es mir das Album nicht angetan. Zu groß die Strahlkraft und Eingängigkeit von Somebody that I used to, weitere Songs auf dem Album wirken in meinen Ohren eher grau.

Zeitgleich mit dem Original von Gotye, erschien eine Coverversion von der australischen Band Walk off the Earth. Die fünf Bandmitglieder spielen den Song genmeinsam auf einer einzelnen Gitarre. Grandios! Aus diesem Grund habe ich diese Version im Nachgang dem offiziellen Video vorgezogen.