Nachdem das Sahnehäubchen der letzten Woche den Urknall dieser feinen Rubrik beschreibt, kommen wir heute zu einem weiteren Stück der Schöpfungsgeschichte. Sobald sich Kinder vor den Fernseher setzen, beginnt die Konditionierung. Die bunten Bilder laufen, es flackert, blinkt oder blitzt. Oft untermalt mit passenden Tönen, um wahlweise Spaß, Komik, Drama oder Melancholie zu vermitteln. Bei Emil und Jakob war das nicht anders. Warum KIKA, der ohne Werbung und Hektik für Elternnerven sympathisch gediegen daherkommt, wenn es auf TOGGO so schön bunt und laut ist? Und ja, meine Kinder sitzen auch mal vor dem Fernseher. Bewusste Eltern, Pädagogen und Erziehungsratgeber schreien auf und wenden sich ab. Sollen sie. Dank der Glotze kennen Emil und Jakob Parov Stelar. Und hängen die Discokugel über die Rückbank.

Keine Disco-Queen

Bevor ich mich mit Parov Stelar näher beschäftigte, dachte ich bei dem Namen an eine bugarische Disco-Queen. Weit gefehlt. Parov Stelar heißt im wirklichen Leben Marcus Füreder und stammt aus dem wunderschönen Linz in Österreich. Bereits seit den späten 90ern ist er als DJ und Produzent unterwegs, um seinen Mix aus Jazz, House und Electro zu präsentieren. Ursprünglich gelernter Grafiker, tritt Füreder in seinen ersten Jahren unter verschiedenen Pseudonymen in kleinen Clubs auf. 2004 gründet er sein eigenes kleines Sublabel „Etage Noir Records“ und schafft die Kunstfigur Parov Stelar.

Kurze Zeit später veröffentlicht er seine erste EP KissKiss und spielt sich in das Blickfeld des österreichischen Radiosenders FM4. Dieser ist dermaßen begeistert, dass er die Stücke nahezu täglich spielt und Parov Stelar somit zu einer landesweiten Medienpräsenz verhilft. Eine Zusammenarbeit mit internationalen Plattenvertrieben sind die Folge. Sein Zusammenspiel aus Jazz-Samples und Electro bedienen eine Nische, für die sich schnell Zuhörer und Fans einstellen.  Parov Stelar gilt als Mitbegründer und wichtiger Vertreter des Subgenres Electro-Swing. Bis heute veröffentlicht er 14 Studioalben und zahlreiche EPs. Siebenmal gewinnt er den bedeutendsten österreichischen Musikpreis „Amadeus Award“, unter anderem 2014 für das „Beste Album“ The Princess.

Rückbankparty

Auf diesem findet sich das Stück All Night, welches dank seiner Verwendung in Werbespots (Paco Rabanne) internationale Erfolge feiert. Generell gewinnt Parov Stelar in den vergangenen Jahren an weltweiter Reputation, da seine Werke und Samples Verwendung in Werbe- und Fernsehproduktionen finden. All Night ist ein Paradebeispiel. Der positive und dynamische Song erlangt Berühmtheit durch seine exzessive Verwendung im TV. Auf diesem Wege findet er 2014 seinen Weg in die Gehörgänge von Emil und Jakob und ist seitdem fester Bestandteil zahlreicher Rückbankpartys mit Sitzschalen.

Es ist erstaunlich, was sich, abseits von Falco, alles findet, wenn ich die österreichische Musikszene näher betrachte (Bilderbuch, Wanda). Parov Stelar habe ich, mangels konkreter Beschäftigung, lange falsch eingeordnet. Dabei bin ich stets dankbar für spannende Künstler aus dem Electro-Genre. Wirklich ein talentierter Künstler aus dem schönen Oberösterreich, der mit Electro-Swing ein Subgenre der Stunde mitbegründete. Fernsehen ist manchmal doch nicht so schlecht. Macht das Beste draus.

 

Unnützes Kneipenwissen I: Musikvideos zieren selten die Stücke von Parov Stelar. Jedoch werden zu seinen Werken oft Tanzvideos choreografiert, die auf Youtube beachtliche Klickzahlen generieren. Das Video des Tänzers JSM zählt derzeit über 45 Mio. Klicks. Schaut es euch unten an.

Unnützes Kneipenwissen II: Seit 2005 tritt Parov Stelar auch regelmäßig mit einer Liveband auf, unter anderem auf diversen Festivals weltweit mit über 100.000 Zuschauern.

 


 Jede Woche begleite ich meine Zwillinge Emil und Jakob auf ihrem Weg durch die musikalische Welt. Wo bleiben sie stehen, wo verweilen sie? Wo sehe ich mich, wo laufe ich weg? Jeder Tag voller Spannung und vor allem, nie ohne Musik. Erfahrt hier mehr über die Songs der Sahnehäubchen.