Am Morgen des 20. Februar 1980 verließ Alistair seine Wohnung in der Overhill Road in East Dulwich, London. Er hatte die Absicht nach seinem Freund zu sehen, den er den Abend zuvor in seinem Wagen hat schlafen gelassen. Zu betrunken, um die wenigen Meter zur Wohnung seines Freundes zurückzulegen, beließ ihn Alistair im Auto. Der Abend im Club “Music Machine” war exzessiv. in guter Abend von zwei Kumpels. Alistair öffnete die Tür seines alten Renault 5 und versuchte seinen Freund zu wecken. Er sprach ihn an. Schüttelte ihn. Keine Reaktion. Da merkte Alistair, dass etwas nicht stimmte. Er bekam Panik. Der Körper seines Freundes leblos. Ein Krankenwagen kam herbei und transportierte den leblosen Körper ins nahe gelegene King’s College Hospital. Dort angekommen, war Ronald “Bon” Scott tot. Verstorben an einer Alkoholvergiftung. Auf dem Rücksitz des Autos seines Freundes Alistair Kinnear. AC/DC, eine der erfolgreichsten Hardrockbands der Stunde, verlor in dieser Nacht ihren Sänger.
Scottish Roots
Das Bon Scott an seinem Erbrochenen erstickt sei, ist ein großer Mythos der Rockgeschichte. Die offizielle Todesursache lautet “Alkoholvergiftung”, ein Erfrieren in den kalten Morgenstunden in London nicht ausgeschlossen. Für AC/DC ein Schock. Bon Scott war nicht nur Sänger, er war das Charisma und die Attitüde der Hardrockband aus Sydney. Ihr ein Jahr zuvor erschienenes Album “Highway To Hell” etablierte AC/DC rund um die Welt. Genau wie die Brüder Malcolm und Angus Young, stammt Bon Scott ursprünglich aus Schottland. Während die Familie Young mit ihren acht Kindern aus Glasgow nach Sydney immigrierten, zog die Familie Scott 1952 von Forfar an die Westküste Australiens. Gemeinsam bildeten die drei ab 1974 die Seele von AC/DC.
Malcolm galt als DNA und Wirbelsäule der Band. Seine Bluesgitarre bestimmte den Rhythmus und das Tempo. Angus war das Herz und, mit seiner Vorliebe zu Schuluniformen, das Aushängeschild von AC/DC. Beide schrieben gemeinsam die Songs. Bon Scott war ein paar Jahre älter als die beiden und passte mit seiner Bühnenattitüde hervorragend zur “Botschaft” einzelner Songs. Sofern es diese gab.
Mit seinem Tod entstand eine gewaltige Lücke. Malcolm und Angus wussten nicht ob und wie es mit der Band weitergeht. Ende Februar 1980 begannen die beiden, auch dank der Ermutigung durch Scotts Eltern, sich nach einem neuen Sänger umzusehen. Erst ein Vorschlag ihres Produzenten Robert “Mutt” Lange brachte eine Lösung. Der aus Newcastle stammende Brian Johnson interpretierte beim Vorsingen ihren Song “Whole Lotta Rosie” und “Nutbush City Limits” von Ike & Tina Turner dermaßen energiegeladen und einzigartig, dass er im April 1980 den Zuschlag als neuer Leadsänger erhält. Mit dem Erbe von Bon Scott auf seinen Schultern.
“I’m rolling thunder …”
Gemeinsam mit ihm flog die Band nach Nassau (Bahamas), um das neue Album “Back In Black” einzuspielen. Eigentlich war London als Aufnahmeort vorgesehen, allerdings war dort kein Studio verfügbar. Das es letztendlich die Bahamas wurden, hatte einen simplen und einen perfiden Grund. Das wunderbare Frühlingswetter und lukrative Steuervergünstigungen. Mit der Ankunft AC/DCs auf den Bahamas setzten heftige Tropenstürme ein, die zu Beginn die Elektrizität im Studio außer Gefecht setzte. Eine kleine Anspielung auf das meteorologische Chaos findet sich in der ersten Zeile des Songs “Hells Bells” (“I’m rolling thunder, pourin’ rain. I’m comin’ on like a hurricane. My lightning’s flashing across the sky. You’re only young but you’re gonna die.”).
Trotz widriger Umstände spielte sich Back In Black zügig ein und erschien bereits am 25. Juli 1980. Angus Young beabsichtigte als Reminiszenz an Bon Scott ein rein schwarzes Cover für das Album, was die Plattenfirma ablehnte. Ein Kompromiss beider Parteien war eine feine graue Außenlinie als Umriss der AC/DC-Letter. Nach Veröffentlichung des Albums war nichts mehr wie es vorher war. Back In Black wurde kein erfolgreiches Hardrockalbum, es wurde Musikgeschichte. Mit über 50 Millionen verkauften Exemplaren das zweitmeist verkaufte Album nach Michael Jacksons “Thriller“. Davon über 22 Millionen verkaufte Exemplare in den USA und über eine Million Exemplare in Deutschland.
“Black”?
Die Glocken von “Hells Bells” sind für mich eine der besten Albumeröffnungen überhaupt. Die langsam einsetzende Gitarre, das Schlagzeug, der Blues. Gänsehaut. Egal ob auf dem Kopfhörer, im Auto oder im Stadion. Beim Titelsong überkommt mich eine Zweideutigkeit. Ich empfinde den Rhythmus von Back In Black als richtig geile Raptakte. Oder? “Black” als geeinte Farbe von Gitarrenriff und Sprechgesang. Ich liebe das Schlagzeug, ich liebe Malcolms Rhythmusgitarre. Zu diesem Song muss sich etwas am eigenen Körper bewegen.
Dazu ein Song, der mir bei jedem Hören ein Lächeln ins Gesicht zaubert. “You Shook Me All Night Long” macht mit seinen ersten Tönen eine fantastische Laune und gibt dem “menschlichen Akt der Liebe” eine lyrische Tiefe gleich einem Poesiealbum einer Heranwachsenden. Süß. AC/DC haben mit diesem Album den Blues-Hardrock perfektioniert und einen Maßstab gesetzt, den bis heute keine Band erreichte.
Wirbelsäule
Am 18. November 2017 starb Malcom Young. Seine Demenzkrankheit war der Grund, warum er seit einigen Jahren keine Gitarre mehr halten konnte. Es gab dieses Jahr einige tragische Momente in der Musikwelt und eigentlich verzichte ich darauf, nach einer kurzen Zeit dazu Stellung zu nehmen. Vielmehr möchte ich dem Verlust erst Raum geben und ihn auf mich wirken lassen. Bei Malcolm Young ist das anders. Er ist einer der unterschätzten Gitarristen seiner Zeit, seine Rhythmusgitarre war das Fundament von AC/DC. Während Angus und seine Gitarrensoli im Vordergrund standen, organisierte er alles im Hintergrund. Auf der Bühne wie im Leben. Ohne ein Lautsprecher zu sein. Angus nannte ihn liebevoll “ein Teil Chuck Berry, ein Teil Buddy Holly”.
Brian Johnsons partieller Gehörverlust vor ein paar Jahren war tragisch, Malcolms Tod ist unersetzbar. Ich habe viele Menschen kennengelernt, denen die Musik von AC/DC viel bedeutet, darunter nicht nur Kuttenträger und Berufsnostalgiker. AC/DC ist Rhythmus, AC/DC ist Emotion. Ich habe dazu viele Frauen tanzen gesehen. Wer braucht da tiefgreifende Texte?
Wir alle sollten das Jahr mit ganz viel Musik von AC/DC beenden. Natürlich Laut. Denn Rock And Roll Ain’t Noise Pollution … Farewell Malcolm (* 6. Januar 1953 in Glasgow; † 18. November 2017 in Elizabeth Bay).
Unnützes Kneipenwissen I: Der Zweitwohnsitz von Angus Young befindet sich in der kleinen niederländischen Stadt Aalten, unweit der deutschen Grenze. Wer zufälligerweise in der Nähe ist …
Unnützes Kneipenwissen II: You Shook Me All Night Long erfuhr im Jahr 2002 eine ganz besondere Coverversion … von Celine Dion und Anastacia (!). Die Version wurde 2008 vom “Total Guitar” Magazin als schlechteste Coverversion aller Zeiten gekürt. Vor “Walk This Way” (Aerosmith / Run-DMC) von den Sugababes und Girls Aloud aus 2007. Sakrilege wohin man schaut …
… echt? …
Unnützes Kneipenwissen III: Back In Black war 1999 Hintergrundsample einer frühen Version von Eminems “My Name Is“. Ich sag’s ja (s.o.).
Unnützes Kneipenwissen IV: Wenige Stunden nach Bon Scotts Tod, erblickte in 510 Kilometer Entfernung meine Frau das Licht der Welt. Gesund und munter. Ein Schelm, wer hinduistisch dabei denkt. Ich hole derweil die Tarot-Karten …
Anspieltipps: Back In Black, You Shook Me All Night Long, Hells Bells
Höre ich dann am liebsten: im Zustand ekstatischen Kopfnickens
AC/DC – Back In Black
Genre: | Rock |
Stil: | Hard Rock |
Jahr: | 1980 |
Anzahl Titel: | 10 |
Laufzeit: | 41:53 |
Tracklist
Hells Bells | 5:11 |
Shoot to Thrill | 5:17 |
What Do You Do for Money Honey | 3:35 |
Givin the Dog a Bone | 3:31 |
Let Me Put My Love into You | 4:15 |
Back in Black | 4:15 |
You Shook Me All Night Long | 3:30 |
Have a Drink on Me | 3:58 |
Shake a Leg | 4:05 |
Rock and Roll Ain't Noise Pollution | 4:16 |
27. November 2017 um 8:31 Uhr
Wieder sehr gut geschrieben!! … und wieder etwas Hintergrundwissen mehr. AC/DC war bei und zu Hause die ‘Putzmusik’. Wenn wir als Teenager aufräumen und unsere Bereiche wischen mussten. Die Eltern sind zur Tür raus, Anlage an, laut aufgedreht und zack rutschte der Wischwedel zu Highway to Hell und co, wesentlich einfacher. Das war bei uns eine solche Tradition, dass wir es zu Anfang als wir alleine wohnten, auch so machten… leider geriet es irgendwann in Vergessenheit. Es ist aber nie zu spät, alte Traditionen zu beleben. 😀
27. November 2017 um 9:17 Uhr
Hach, wie geil… Australische Putzmusik… Da ging es bestimmt rhythmisch in die Ecken 🤣🤣. Mach unbedingt mal wieder! 😊❤️
27. November 2017 um 8:41 Uhr
Mit Brian Johnson als Sänger vermutlich noch das beste Album, aber insgesamt betrachtet doch nur ein mässiges AC/DC-Album.
27. November 2017 um 9:18 Uhr
Hey hotfox, interessant dass du das so siehst… Einigen wir uns auf bestes Album der 80er? 😊😊
27. November 2017 um 8:42 Uhr
Ich war damals, als Bon so saublöd diesen Planeten verließ, bereits in der 6. Klasse eines Gymnasiums, das eigentlich recht bieder war. Einer meiner Klassenkameraden, seines Zeichens damals schon obercool mit Jeanskutte und lauter Metalband Aufnähern drauf und absoluter AC/DC Fan, ging zu unserem Direx und setzte eine Schweigeminute für den an übermäßigem Alkoholkonsum verstorbenen Rockstar durch. Wir waren baff und haben es nie vergessen. For those about to rock, we salute you!
Have an nice day, Bri
27. November 2017 um 9:20 Uhr
Hey Bri, super schöne Geschichte und es zeigt, dass jeder irgendetwas hat, was er mit Musik verbinden kann ❤️. Bei uns hieß der “saublöde” Kurt… 😊
27. November 2017 um 11:21 Uhr
Ja, werde ich nie vergessen. Würde nur gerne wissen, ob der damalige Klassenkamerad heute noch immer so glühender Rockfan ist, denke aber schon. Das ist eine “Charaktersache” 😉 LG aus Berlin
27. November 2017 um 11:27 Uhr
Ich denke auch… Loyal, treu, bodenständig! 😊😊
28. November 2017 um 10:18 Uhr
TROY – wie die Fantas es nennen würden 😉 LG, Bri
28. November 2017 um 10:20 Uhr
Jetzt hab ich es erst geschnallt, dass Du wohl Kurt Cobain meinst – na, der hat sich ja komplett selbst dazu entschieden …
28. November 2017 um 10:34 Uhr
Exakt… 😊😊
27. November 2017 um 8:57 Uhr
Einer der besten Momente der Musikgeschichte! Gerade den Titelsong könnte ich mir täglich anhören…
27. November 2017 um 9:21 Uhr
Genau! Irgendwas medizinisches finden… Warum nur jeden Tag die Zähne putzen? 😊😊
27. November 2017 um 9:42 Uhr
Das war mein allererster Plattenkauf, ahhhh, 15 Öcken Taschengeld in der damals noch vorhandenen Stuttgarter Lerche gelassen und mit leuchtenden Augen rausgelaufen.
27. November 2017 um 9:56 Uhr
Lieber Marco, da musst du noch die korrekte Währung sagen… D-MARK!!! 🤣🤣
27. November 2017 um 10:11 Uhr
Hab ich jetzt mal vorausgesetzt 😉
27. November 2017 um 10:16 Uhr
… Für die jüngeren Leser! 😁
27. November 2017 um 10:18 Uhr
Es gibt eine Coverversion von “Walk This Way”? Kann man so etwas nicht, ich weiß nicht, irgendwie, na ja, verbieten, oder so!? 😉
27. November 2017 um 10:57 Uhr
Wenn man bedenkt dass man so was freigeben muss (zumindest wenn man es veröffentlicht), fragt man sich “WAS HAT STEVEN TYLER WIEDER ZU SICH GENOMMEN???” 🤣🤣🤣
27. November 2017 um 11:05 Uhr
Gute Frage! Wäre die Version bereits 1977 erschienen, hätte ich behauptet, dass er sich überhaupt nicht an die Freigabe erinnern kann! 😉
Wenn man schon Coverversionen macht, dann macht man es so wie “Disturbed”!
27. November 2017 um 11:27 Uhr
😁😁… Lieber von soft zu hart als umgekehrt 😉