Treffender kann ein Albumtitel nicht sein. Homework…Hausaufgaben. Immerhin waren Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem Christo Schüler eines Pariser Lycées an der Champs Élysée, als sie begannen, als Daft Punk die ersten Tracks und Maxis zu produzieren. Später sollten sie das Gerüst für ihr Debütalbum Homework dienen. Den Namen bekamen sie von einem Musikjournalisten, der die ersten musikalischen Auftritte des Duos als “a daft punky thrash” bezeichnete.
1997 war ich absolut nicht in House-Musik unterwegs. Britpop (in den letzten Atemzügen) und Alternative waren bei mir angesagt. In den 90ern war das Musikfernsehen für die Entdeckung neuer Schätze eine ernstzunehmende Quelle. Ja, da liefen Musikvideos! Vor allem nachts kamen auf MTV oftmals Videos abseits des Mainstreams.
Hervorragende bildliche Inszenierung
Das fantastische, von Michel Gondry (s. auch Foo Fighters – Everlong) produzierte, Video zu Around the World erreichte beim ersten Anblick sofort mein altes, kindliches Elektronikherz, Die Choreografie der Tänzer setzt heute noch Maßstäbe und die eindringliche Wiederholung des Songnamens als einziges Textelement brannten sich sofort in den Gehörgang. Der Song gehört heute noch zu meinen absoluten Lieblingsliedern, selbst in der langen Albumversion von über sieben Minuten.
Generell ist der einzige Kritikpunkt, den sich das Album gefallen lassen muss, dass die Songs zu lang produziert sind. Das wirkt auf Dauer ermüdend, vor allem für Hörer die nicht nächtelang durchtanzen. Nichts desto trotz gilt das Album zu Recht als Referenzwerk und Klassiker elektronischer Musik.
Zurück zu den Videos: das von Spike Lee produzierte Video zu Da Funk unterstreicht die hervorragende bildliche Inszenierung der Platte. Mann, Hundekopf, Gipsbein. Mir ist bis heute noch keine passende Interpretation gelungen.
Raus aus dem Kinderzimmer, rein in die Masken
Das Album verkaufte sich millionenfach. Das in einer Zeit, in der sich die Musikwelt nach Grunge und Britpop in einer Findungsphase befand. Der Weg für den Erfolg des French House (Stardust [als Nebenprojekt von Thomas Bangalter], St. Germain, Étienne de Crécy) um die Jahrtausendwende war geebnet.
Bangalter und de Homem Christo war die Wahrung ihrer Privatsphäre bereits in frühen Jahren ihrer Karriere wichtig. So experimentierten sie im Vorfeld ihres Debüts mit (noch eher lustig anmutenden) Gesichtsmasken. Weit vor Epigonen wie Slipknot, Sido oder Cro (was eine Aufzählung in einem Satz!). Durch den massiven Erfolg des Debütalbum und dessen Pulverisierung mit dem Nachfolger Discovery im Jahr 2000, entstanden die bis heute typischen Robotermasken. Sie stehen unter Copyright des Duos. Obwohl nachweislich richtige Fotos der Beiden unter simplen Einträgen bei Suchmaschinen zu finden sind, es existieren kaum Presseauftritte.
Daft Punk begeistern mich heute noch. Deswegen wird es nicht die letzte Sahneplatte des Duos sein. Die Wucht und den Druck ihres Debüts erreichen sie nicht mehr. Für mich stets ein willkommener Griff, wenn ich mal “was ganz anderes” brauche.
Höre ich dann am liebsten: Kopf aus, Licht aus, Beat an
Anspieltipps: Revolution 909, Da Funk, Around the World
Daft Punk – Homework
Genre: | Electronic |
Stil: | House, Techno, Disco |
Jahr: | 1997 |
Anzahl Titel: | 16 |
Laufzeit: | 73:53 |
Tracklist
Daftendirekt | 02:44 |
Wdpk 83.7 FM | 00:28 |
Revolution 909 | 05:26 |
Da Funk | 05:28 |
Phœnix | 04:55 |
Fresh | 04:03 |
Around The World | 07:07 |
Rollin‘ & Scratchin‘ | 07:26 |
Teachers | 02:52 |
High Fidelity | 06:00 |
Rock’n Roll | 07:32 |
Oh Yeah | 02:00 |
Burnin‘ | 06:53 |
Indo Silver Club | 04:32 |
Alive | 05:15 |
Funk Ad | 00:50 |
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