Die erste große “Tanzveranstaltung” für Emil und Jakob war der “Matratzenball”. Voller Vorfreude nahmen beide vor einigen Jahren das Angebot, einen Ball zu besuchen an. Erste Skepsis, als sie erfuhren, dass die korrekte Bekleidung des Matratzenballs der Schlafanzug sei. Erstes Misstrauen, als das Schlafzimmer als Veranstaltungsort auserkoren wurde. Volle Enttäuschung, als sich der “Matratzenball” als Synonym für das eigene Bett offenbarte. Eltern sind grausam. Dauernd sind Kinder enttäuscht. Von den mangelnden Möglichkeiten der Selbstbestimmung, der fehlenden Entscheidungsgewalt und der Aussichtslosigkeit der Argumentation. Die erste selbstgestaltete Kinderdisco der Zwillinge war sauber durchchoreografiert. Zu einem einzigen Song. Eine Mischung aus Zumba, Pogo und Stromschlag. Ich hab’s auf Video. Aber nicht weitersagen. Und mittendrin, natürlich, Daft Punk.
Kein Stillstand
1997 stellt das Album Homework die Welt der Housemusik auf den Kopf. Als Kinderzimmerproduktion verkaufte sich die Platte millionenfach und bringt Daft Punk zu Weltruhm. Schon zu Beginn ihrer Karriere gibt sich das Duo mit Stillstand nicht zufrieden. Findet gerade keine Aufnahme statt, beschäftigen sich Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo in Nebenprojekten (Stardust). 1998 nehmen Sie einen Song auf, der in den kommenden zwei Jahren in der Schublade verschwindet. One More Time ist kein klassischer House-Track. Er klingt nach Pop und Funk, erstmals ist eine Gesangsstimme zu hören. Der amerikanische Sänger Romanthony leiht dem Track seine Stimme und lässt diese durch den, oft verspotteten, Auto-Tune jagen.
Unterschied
One More Time erscheint Ende 2000 als erste Single des zweiten Daft Punk Albums Discovery, welches sich in Art und Stil vom Vorgänger und Genreklassiker deutlich unterscheidet. Thomas Bangalter verteidigt die Entwicklung:
“We care less now than we used to about what critics say about our music. We liked the track, Romanthony liked it, we can be disappointed about what they said about the song, but still we liked it. It’s just music, it’s just entertainment, and as long as we believe in it that’s what is important. It’s what we wanted to do. We love to be able to use instruments the way we want to. Criticizing the Vocoder is like asking bands in the ’60s, ‘Why do you use the electric guitar?’ It’s just a tool… no big deal. Creation is interaction.” – Thomas Bangalter, 2001
Robust
Fans der ersten Stunde rümpfen die Nase, alle anderen lieben Discovery. Daft Punk spielen mit dem Einsatz digitaler Samples und pulverisieren spielerisch den kommerziellen Erfolg ihres Debüts. Das Album ist aus einem Guss und One More Time ist die Speerspitze. Der Song läuft im Radio und Musikfernsehen rauf und runter und hat noch heute eine hohe Präsenz. Emil und Jakob lieben das Stück vom ersten Ton an und veranlassen sie zu ihrer ersten choreografierten Tanzeinlage. IKEA-Möbel sind robuster als ich dachte …
Unnützes Kneipenwissen I: Romanthony, mit bürgerlichem Namen Anthony Moore, starb 2013 in Austin mit 45 Jahren an Nierenversagen.
Unnützes Kneipenwissen II: Das Video zu One More Time ist der Auftakt des Anime-Films “Interstella 5555: The 5tory of the 5ecret 5tar 5ystem”. Jeder Song von Discovery wurde einem Teil des Films unterlegt, so dass das gesamte Album, nacheinander abgespielt, den kompletten Film ergibt. Da Discovery eine Sahneplatte der Zukunft ist, dazu später mehr.
Jede Woche begleite ich meine Zwillinge Emil und Jakob auf ihrem Weg durch die musikalische Welt. Wo bleiben sie stehen, wo verweilen sie? Wo sehe ich mich, wo laufe ich weg? Jeder Tag voller Spannung und vor allem, nie ohne Musik. Erfahrt hier mehr über die Songs der Sahnehäubchen.
29. März 2018 um 11:58 Uhr
Einer dieser Songs, die niemals alt werden. One More Time geht zu der Dancemusik, die auch den Vergleich mit den Rock-/Soulklassikern aufnehmen kann. Ein geniales Stück, mit dem Einsatz von Auto-Tune, den geloopten Bläsern, dem ultracoolen Synthie und dem nicht zu sehr drückenden Bass. Wahrscheinlich als isolierter Song betrachtet das Meisterstück der beiden Franzosen.
29. März 2018 um 13:04 Uhr
Unglaublich zeitlos und eine monströse Präsenz. Ich glaube, dass der Song gar nicht mal darauf angelegt war (im Vergleich zu “Get Lucky”, an dem das Duo über ein Jahr bastelte). Der war irgendwann fertig und dann geht er nicht mehr weg. Vor allem ist die Brücke zur klassischen Housemusik eine verdammt weite…:)
29. März 2018 um 13:43 Uhr
Vor allem wurde er gleichzeitig zum ebenfalls grandiosen und ähnlichen Stardustsong fertig. Allerdings erst mit dem Discovery Album veröffentlicht.
Es ist auch mehr ein Discosong mit Anleihen bei Chers Believe anstatt ein Housesong. Im Gegensatz zu “Get Lucky” finde ich den aber grandios, Get Lucky ist gut, aber kann den Vergleich nicht standhalten.
29. März 2018 um 16:30 Uhr
Ja, Stardust findest du heute kaum auf Streamingdiensten…Finde ihn auch nicht auf Amazon Music…Schlimm…:(
29. März 2018 um 17:13 Uhr
Da bin ich ja froh, dass ich ihn habe😊
Music sounds better with you, etwas mehr für den Klub gemacht, aber ebenso genial
29. März 2018 um 17:21 Uhr
Du glücklicher! 😊😉
29. März 2018 um 15:51 Uhr
Ach, ich liebe den Song, überhaupt machen die zwei Kerle meist fantastische Musik, von der man gar nicht genug hören kann.
29. März 2018 um 16:35 Uhr
*daumen hoch*
Absolut. Glücklicherweise geben Sie ihrem Kreativprozess immer genug Zeit und vermeiden dadurch ihre Songs zu verwässern.
Hat ne Ära (French House um die Jahrtausendwende) geprägt…:)