Als Kind hatte ich Angst vor Michael Jackson. Obwohl ich ihn seinerzeit als Künstler und nicht als Freak im Endstadium seiner Karriere kennen gelernt habe. Gezeichnet von Missbrauchsprozessen und Schönheitsoperationen. Dennoch hatte ich Angst. Warum? Es gab einen Abend, in denen keine anwesende Person meines Haushalts verhindern konnte, das komplette Musikvideo von Thriller anzusehen. Mit sechs Jahren.

“Oh, der Fernseher ist noch an…”

Warum ich damals noch spätabends auf war und vor dem Fernseher saß, weiß ich nicht mehr. Das Musikvideo durfte seinerzeit, wegen seiner expliziten Inhalte, in voller Länge erst ab 22 Uhr im Fernsehen gesendet werden. Michael Jackson verwandelt sich in einen Werwolf. Mit modernster Technik aus dem Jahre 1982. Aber nicht nur Michael Jackson, dieser Quell des Bösen und Metarmophose der Verdammnis, raubte mir den Schlaf. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich auch noch Angst vor Werwölfen. Wie unfair!

Künstlerisch ist Thriller über jeden Zweifel erhaben. Das Album das meistverkaufte der Musikgeschichte, der Song bahnbrechend. Ein absoluter Klassiker. Stilbildende Choreografien und klassische Kulissen prägen das Video. Michael Jackson ist zu Recht einer der einflussreichsten und talentiertesten Künstler seiner Zeit. Weit mehr als die traurige Figur, zu der er leider im Laufe seiner weiteren Karriere wurde. Der Preis, nie ein eigenes Leben geführt zu haben, ein früher Tod als Getriebener. Für jüngere Leser soll und muss dies an dieser Stelle erwähnt werden.

“Das Gespensterlied”

Emil und Jakob nennen Thriller schlicht und einfach “das Gespensterlied“. Damit weiß ich, welches Lied sie meinen. Die morbide Atmosphäre und vor allem der gruselige Monolog am Ende weckt die Aufmerksamkeit der beiden. Der Monolog stammt im Übrigen vom 1993 verstorbenen Vincent Price, der bereits in den 1930er Jahren in zahlreichen Horrorfilmen mitspielte.

So verrückt, den beiden das Video vorzuspielen, bin ich natürlich nicht. Für alle über 16-jährigen Leser dieses Blogs, möchte ich das Kurzfilm-Kunstwerk an dieser Stelle vorstellen. Viel Spaß beim Gruseln…like it’s 1982.