Egal welches Wetter, Kino geht immer. Eine bombensichere Konstante an Tagen, an denen Petrus keine Gnade zeigt. Wobei sich Emil und Jakob auch bei 30 Grad, selbstverständlich ganz selbstlos, schwitzend in einen Kinosessel hieven. Lokale Unternehmen möchten ja unterstützt werden. Da hatte ich es in ihrem Alter deutlich schwerer. Meine Eltern gingen ungern mit mir ins Kino. Sich anderthalb Stunden freiwillig in einem strikten Nichtraucherbereich aufzuhalten, zählte nie zu den großen Stärken meiner Erzeuger. Nichtraucherbereiche. Verfluchte Sozialexperimente der Achtziger. Früher war nicht alles besser. Ach ja, falls gerade die Frage im Kopf herumspukt, “Taran und der Zauberkessel”. Mein erster Film. Natürlich Disney. Mit den Jungs ins Kino ist für mich großer Spaß. Wir stopfen tonnenweise Mist für tonnenweise Geld in uns rein, welchen wir mit noch mehr Mist hinunterspülen. Hauptsache Endorphine. Heute legen die Zwei was Schmissiges aus einem ihrer letzten Kinobesuche auf. Es röhrt, ZZ Ward. Ride.

All about Blues

ZZ Ward, geboren 1986, stammt aus Abington, Pennsylvania. Ihre Kindheit verbringt sie in Oregon, wo sie früh mit der Musik ihres Vaters und ihres älteren Bruders in Berührung kommt. Dabei ist die Mischung interessant. Besitzt der Vater eine erbauliche Sammlung an Blues- und Rockplatten, schwört ihr Bruder auf Hip-Hop und Rap. In diesem Umfeld erlernt sie mehrere Instrumente (Gitarre, Klavier, Mundharmonika) und beginnt früh, eigene Songs zu schreiben. Nach der Schule zieht sie an die Westküste Amerikas, um ihre ersten Sporen als Songwriterin zu verdienen. Dabei besticht sie durch einen stilsicheren Genremix aus Bluesrock, R&B, Hip-Hop und Neo-Soul, der schnell für Aufmerksamkeit sorgt.

2012 erscheint ihr Debütalbum Til The Casket Drops, 2017 ihr zweites Album The Storm. Zahlreiche Auftritte in Talkshows und auf Festivals steigern ihre Popularität. Die New York Times vergleicht sie 2013 mit Größen wie Tina Turner und Etta James. Die Frau hat Energie. Ihren 2017 erschienen Song Ride, den sie gemeinsam mit Bluesgitarrist Gary Clark Jr. aufnimmt, verwendet Pixar für seinen Animationsfilm Cars 3. So gelangt er in die Ohren der Zwillinge. Ride ist eine eingängige Uptempo-Blues-Nummer, mit viel Energie und Ohrwurmqualitäten. Der Song gibt einen guten Einblick in das musikalische Spektrum von ZZ Ward, die sich in Europa keiner großen Bekanntheit erfreut. Bisher.

Chaostheorie

Ja, Kino. Der Besuch von Cars 3 erfolgte an der Geburtstagsparty von Emil und Jakob. Und ja, Geburtstagspartys bei Zwillingen sind doppelte, nun ja, Freude. Ganz viele Jungs auf einem Haufen, voller kindlicher Energie, Spannung und Wettbewerbsdenken. Aufgeschlagene Knie, Überzuckerung und emotionale Unausgeglichenheit gibt es gratis dazu. Außer im Kino. Da saß die ganze Meute, wie an der Schnur aufgezogen, friedlich nebeneinander. In knapp sechs Monaten ist es wieder soweit. Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich Kino liebe?

Unnützes Kneipenwissen: Die Abkürzung “ZZ” hat nichts mit musikalischen Vorbildern aus Texas zu tun. Obwohl eine Nähe der musikalischen DNA zu ZZ Top nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Vielmehr ist es ein Akronym für den bürgerlichen Vornamen Zsuzsanna. Kann auch niemand aussprechen.

 


Jede Woche begleite ich meine Zwillinge Emil und Jakob auf ihrem Weg durch die musikalische Welt. Wo bleiben sie stehen, wo verweilen sie? Wo sehe ich mich, wo laufe ich weg? Jeder Tag voller Spannung und vor allem, nie ohne Musik. Erfahrt hier mehr über die Songs der Sahnehäubchen.