Opportunismus. Ein regelmäßiges Ausdrucksmittel Heranwachsender. Alle Eltern kennen das. Schwingt die Faust in der Luft, wird es Zeit das Gemüse aufzuessen. Ist es nicht naheliegend, dass sich Lieder, die den Opportunismus nach außen tragen, etwas Kindliches bewahren? Die Rockabye Baby-Reihe, die Melodien in das Unterbewusstsein einschlafender Kleinkinder pflanzt, hatten wir bereits. Auch haben wir uns ausführlich über das Wände einreißende Debütwerk von Rage Against The Machine im Rahmen der Sahneplatten ausgetauscht. Was passiert, wenn wir Babys älter werden lassen und beides kombinieren? The Wackids zeigen es uns. Und bitte nicht laut loslachen, sie schauen so böse.

Bontempi-Jünger

“Blowmaster”, “Bongostar” und “Speedfinger” sind keine Action-Figuren, es sind die Mitglieder von The Wackids. Die drei “Verrückten” stammen aus Frankreich und touren seit einigen Jahren mit ihrer Musik durchs Land. Dabei spielen sie nicht eigene Lieder, sondern bekannte Gassenhauer aus Rock und Alternative. Was sie von einer hundsnormalen Dorf-Coverband unterscheidet, The Wackids spielen die Songs auf Spielzeuginstrumenten. Das klingt mitunter bizarr, aber irre komisch. Ausverkaufte Konzerte und 30.000 Abonnenten auf Youtube sind das Ergebnis.

Killing In The Name ist ein geiler Song. Ikonisch. Generationenübergreifend. “Fuck you, I won’t do what you tell me” als Syntax rebellierender Kinder, Jugendlicher, Erwachsener. Oder sind wir im Inneren alle Kinder, die ihr Zimmer nicht aufräumen wollen? Im eigentlichen Sinn ist die Bedeutung das Songs weniger banal, es geht um institutionellen Rassismus und willkürliche Polizeigewalt. Das stilbildende Gitarrenriff entwickelte Tom Morello, als er einem Schüler Gitarrenunterricht gab. Zach de la Rocha feuert gewohnt scharf die Textsalven ins Gehör. Rage Against The Machine sind unvergessen.

Toy Story

Ich kann den Song gar nicht oft genug hören, er eignet sich fantastisch für viele Alltagssituationen. Im Duden der perfekte Audioeintrag neben dem Wort “Ventil”. Rage Against The Machine haben Großes geschaffen. Aber nochmal zum Anfang. Der Kreis “Opportunismus-Kinder-Rockmusik” schließt sich irgendwo. Und genau dort, stehen The Wackids und hämmern auf kleine Plastikinstrumente. Weil das süß ausschaut, gucken sie zumindest grimmig. Aber keine Angst, sie wollen bestimmt nur spielen …

 

Unnützes Kneipenwissen I: Killing In The Name enthält 17 Mal das Wort “Fuck” (unzensierte Version).

Unnützes Kneipenwissen II: Bei der ursprünglichen Veröffentlichung erreichte der Song Platz #25 in den britischen Charts. Aufgrund einer Facebook-Initiative erreichte Kiling In The Name an Weihnachten 2009 Platz #1 und versperrte diesen dem obligatorischen X Factor-Gewinner. Rage Against The Machine waren die erste Band in Großbritannien, die Platz #1 ausschließlich mit Downloads erreichte.

 


Begegnen dir auch Sahnestücke, die dich erheitern oder staunend zurücklassen? Was hat dich zum Lachen gebracht? Was hat dich beeindruckt? Erzähle es mir, ich freue mich sehr über neue Entdeckungen und Stilblüten. Schreibe mir unter Kontakt einfach mit einem kurzen “Hallo” und bestenfalls einem Link zu deinem Sahnestück. Gerne halte ich freitags einen Podestplatz für dich frei!