Wenn die Jungs und ich in meinem Auto von der Schule nach Hause fahren, haben Sie nicht die Möglichkeit, DJ am Smartphone zu spielen. Sie müssen Radio hören. So wie ich früher. Mit allen Vor- und Nachteilen. Da mein Auto keinen digitalen DAB-Empfang ermöglicht, frönen die Kinder den UKW-Sendern. Selbstverständlich mit einem überaus großen Anteil an aktueller Musik aus den Charts. So bleibe ich als Jungvater “up to date” und habe sehr oft die Gelegenheit, mich zu schütteln. Hält frisch. Während ich die Tage wieder einmal meinem mangelnden Gout über das aktuelle Tagesprogramm Ausdruck verlieh, hörte ich Geigen. Ein Song, den ich gar nicht oft genug hören kann. Von einer Band, die in Zeiten des Britpops stets im Schatten von Oasis, Blur oder Pulp standen. “Bitter Sweet Symphony” von The Verve ist wunderschön. Und gerade als ich ein hektisches Senderzapping des vorne sitzenden Kindes erwartete, begannen beide selig zu lauschen.
“No Change, i can change, i can change …”
The Verve stammen aus Wigan in der nordenglischen Region Greater Manchester. Nach Imagewechsel und Neugründung 1995 veröffentlichten sie zwei hervorragende Sahneplatten. “A Northern Soul” (1995) und “Urban Hymns” (1997). Urban Hymns hat seine Popularität vor allem Bitter Sweet Symphony zu verdanken, welches im Sommer 1997 zum gloriosen Abspann des Britpops avancierte. Das Stück ist ein in sich geschlossener Kreislauf – es endet wie es beginnt. Besonders das Musikvideo visualisiert die Syntax des Textes, dass für jeden Menschen sein Weg vorgezeichnet sei. Ausweglos. Gleichgültig.
Bitter Sweet Symphony verwickelte The Verve in einen jahrelangen Rechtsstreit um die Rechte an der Komposition. Der Song basiert auf einer orchestralen Instrumentalversion des Rolling Stones-Klassikers “Last Time” von 1966. Die Band verlor den Rechtsstreit, Richard Ashcroft (Sänger) darf zwar die Rechte des Textes für sich proklamieren, als Urheber führt das Stück allerdings Mick Jagger und Keith Richards. Kurios: Last Time von den Stones ist ebenfalls rechtlich umstritten. Es soll auf dem nordamerikanischen Volkslied “This May Be The Last Time” basieren.
Cruel Intentions
Der wandelnde Richard Ashcroft ist eins meiner bleibenden Bilder aus den 1990er-Jahren. Auch die prominente Verwendung des Stücks im Film Eiskalte Engel im Jahr 1999 unterstrich die Bedeutung des Liedes in der seinerzeitigen Popkultur. Die weinende Sarah Michelle Gellar, die triumphierende Reese Witherspoon, der “tote” Ryan Phillippe. Mensch, waren wir jung. Und schön. The Verve schaffen einen Klassiker, der mehr taugt, als Füllmaterial für austauschbares Chartgedudel.
Unnützes Kneipenwissen I: Die Straße, die Richard Ashcroft im Video entlang läuft ist die Hoxton Street in London-Shoreditch.
Unnützes Kneipenwissen II: Bitter Sweet Symphony wird seit über zehn Jahren als Einlaufmusik des NFL-Teams Seattle Seahwaks verwendet, obwohl weder Band noch Song etwas mit der Stadt zu tun haben. Auch ist das Stück alles andere als eine aufputschende Sporthymne. Immerhin wurde es so im Rahmen von drei Super Bowls (2006 [Niederlage], 2014 [Sieg], 2015 [Niederlage]) gespielt. Seattle hat ja auch wirklich sonst keine bekannten Bands zu bieten … *hust* *Grunge* *hust*
Jede Woche begleite ich meine Zwillinge Emil und Jakob auf ihrem Weg durch die musikalische Welt. Wo bleiben sie stehen, wo verweilen sie? Wo sehe ich mich, wo laufe ich weg? Jeder Tag voller Spannung und vor allem, nie ohne Musik.
8. November 2017 um 8:29 Uhr
Hach schön… Schon in der Früh mit ‘nem Ohrwurm konfrontiert zu werden, der mich gleich wieder Anfang 20 sein lässt… Zumindest gedanklich.. 😇😊😂
8. November 2017 um 9:20 Uhr
Wenn du es dir vorstellen kannst, dann kannst du es auch sein! 🤣🤣😁
8. November 2017 um 12:44 Uhr
Wuahhhh, du warst bestimmt der Junge in der Klasse, der nie um eine Antwort verlegen war und mit deiner honigsüßen Art, hast du dir bestimmt so einige Türchen geöffnet… 😉 Aber wenn es so charmant kommt wie von dir, dann öffnet man doch gerne. <3
8. November 2017 um 13:17 Uhr
Haha, ja das mangelnde Aussehen mußte in der Jugend kompensiert werden… 🤣… Aber liebsten Dank! ❤️❤️
8. November 2017 um 13:33 Uhr
Hihi, tja, da hast du im ‘Alter’ wohl dazugewonnen! 😉
8. November 2017 um 13:39 Uhr
Ich hoffe, ja… 🤣😊
8. November 2017 um 13:57 Uhr
Och, ich denke schon.
8. November 2017 um 8:51 Uhr
The Verve, mei Du hast recht, wir waren so jung. Es scheint Ewigkeiten her. Die Musik war einfach der Wahnsinn. Einfach nur schön. The Sonnet und The Drugs don’t work gehören neben Bitter Sweet Symphony zu meinen absoluten All Time Favorites.
8. November 2017 um 9:22 Uhr
Stimmt! Ist auch ne Sahneplatte. Aber später… 😉. The drugs don’t work gilt ja wissenschaftlich als traurigstes Lied aller Zeiten… 😊. Für was es alles Studien gibt…
8. November 2017 um 10:42 Uhr
So glücklich waren Verve mit “Bitter Sweet Symphony aber nicht. Da gab es Rechtsstreitigkeiten und Plagiatsvorwürfe um ein Sample der Rolling Stones: https://www.youtube.com/watch?v=eM2b9CcH1KM
8. November 2017 um 11:04 Uhr
Richtisch, da musste ich im Beitrag auch drauf eingehen. Das gehört dazu…:)
8. November 2017 um 11:34 Uhr
Ich kannte das Lied, aber nicht mehr. Interessant, danke dir für die Hintergründe, die sind ja meist richtig spannend …
Liebe Grüße
Christiane
8. November 2017 um 11:46 Uhr
Danke dir liebe Christiane… Für dich nur das Beste!😊
8. November 2017 um 19:02 Uhr
“Bitter Sweet Symphony” – einer meiner Lieblingssongs! In Hamburg waren The Verve mal als Vorgruppe von Coldplay dabei und Richard Ashcroft war soooo betrunken. Da war MEIN Song nicht mehr ganz so schön… Lang ist’s her.
8. November 2017 um 19:06 Uhr
Hey Georgia, super Geschichte! Vielen Dank dafür… 😊👍
8. November 2017 um 21:48 Uhr
Ich liebe den Song <3
8. November 2017 um 21:50 Uhr
Awwww… ❤️
8. November 2017 um 23:46 Uhr
Die Urban Hymns waren ohnehin ein Gesamtkunstwerk, Sonnet, the drugs don‘t work, Lucky man… hach
Aber mit Pulp sagst du was (Help the aged)…
8. November 2017 um 23:50 Uhr
Oh ja, da bin ich bei dir… Die Urban Hymns wird definitiv noch als Sahneplatte beleuchtet…! Hatte es ja schon immer schwer genug neben (den großartigen) Werken von Oasis und Blur (zu jener Zeit)… 😊😉
8. November 2017 um 23:55 Uhr
Da bringst du mich echt in eine Zeit zurück und ein volles Regalfach… Blur, Oasis, Bluetones, Stone Roses, JJ72, Suede, Supergrass…
Genau, die Slight Return hätte mal wieder einen Auftritt verdient…
8. November 2017 um 23:58 Uhr
Definetly Maybe…! 😉🤣
9. November 2017 um 18:17 Uhr
1997 <3 Da passte einfach alles. Tolle Platte, muss ich direkt mal wieder hören.
9. November 2017 um 19:09 Uhr
Bitte tu das!!! Und komm wieder zurück…:D