Wenn ich mir eine Deluxe-Version eines Albums kaufe, welches ich bereits besitze, ist das ein absoluter Ritterschlag. Dann muss das eine ABSOLUTE Sahneplatte sein. Bleed American von Jimmy Eat World ist genau das. Genau für ein solches Album ist dieser Blog gemacht. Ich weiß nicht wie lange die CD in meinem alten Fiesta lief, aus dem alten 10-fach Wechsler kam sie auf Jahre nicht hinaus. Jimmy Eat World ist eine meiner absoluten Lieblingsbands, wobei ich Superlative normalerweise scheue.
K-L-A-S-S-I-K-E-R
Denke ich an Bleed American, denke ich sofort an meine Studienzeit. Geo-Parties im Ex-Haus, WG-Feiern, Festivals. Tanzen. Alter Fiesta. Eine sehr schöne Zeit in der es viel zu entdecken und erfahren gab. Dabei kann ich nicht mehr sagen, wie ich zu der Platte kam. Es war sicherlich sehr zeitnah zur Veröffentlichung des Albums. Im Juni 2001 kam Bleed American auf den Markt. Drei Monate später flogen Vollidioten zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Center in New York. Sie beendeten schlagartig über 3.000 Menschenleben und die kulturhistorische Spaßgesellschaft der 1990er Jahre. Für die vier Jungs aus Mesa, Arizona bedeutete dies, dass sie den Namen des Albums sowie des Titelsongs ändern. Der Titel Bleed American verschwand und hieß ab sofort nur noch Jimmy Eat World. Der Titelsong wurde in Salt, Sweat, Sugar umbenannt. Dennoch sind Platte wie Song bis heute unter ihrem Ursprungsnamen bekannt.
Ich bezeichne Bleed American gerne als das “Pop-Album” von Jimmy Eat World. Alle Lieder sind eingängig und lassen den Hörer einen leichten Zugang zur Band finden. Der kraftvolle Titelsong, der direkt die Tür aufreißt und einen förmlich hinein zieht. Das treibende A Praise Chorus, gefolgt vom Gute-Laune-Mutmacher The Middle, bis zum tanzbaren Hüftenwackler The Authority Song. Vor allem die druckvollen Rocksongs lassen einen nicht stillstehen oder gar los. Die wundervollen Melodien von Your House, Hear You Me und If you Don’t, Don’t machen das Album abwechslungsreich und ausgeglichen. Es lassen sich keine Songs herausheben, für jeden Gemütszustand ist etwas dabei. Bleed American wirkt von Song eins bis elf tadellos und lässt den Hörer auf Repeat drücken. Eingängiger als der Vorgänger, den Emo-Klassiker Clarity, fröhlicher und unverkopfter als der Nachfolger Futures. Deswegen “Pop-Album”.
Digital ist besser
Alle drei Alben sind super und werden in diesem Blog noch ausführlich erwähnt. Jimmy Eat World hat somit die 2000er-Jahre für mich massiv geprägt. Ich bin sehr froh, dass sie heute noch Alben veröffentlichen und weiterhin sehr gute Live-Auftritte bieten. Auch wenn der große Druck bei neuen Songs mittlerweile etwas raus ist. Aber etwas mehr Ruhe kann ich im zunehmenden Alter gut vetragen.
Filigrane Anekdote aus der Zeit der aufblühenden Digitalisierung: im Dezember 2001 hatten drei Freunde und ich Karten für ein Konzerterlebnis allererste Güte. Eine Tour mit blink 182, Sum 41 und Jimmy Eat World in der Philipsarena in Düsseldorf. Für schmale 30 Euro. Whohooo! Vorfreude bereits Wochen vorher, die sich anbahnende Großstadtluft ließ das Blut mitten im Winter kochen. Der Fiesta wurde gewaschen, vollgetankt und bei Glatteis und Schneefall auf die Straße geführt. Nichts konnte uns aufhalten, auch nicht die Eifel im Winter. Mit 60 PS ins Erwachsenenleben.
Dummerweise war nach fast vier Stunden Fahrt der Parkplatz vor der Philipshalle (gefunden OHNE Navi!) gähnend leer und voller Glatteis. Ein handgeschrieber DIN A4 Zettel an der Eingangstür verlautete, dass das Konzert ausfällt. Für weitere Infos soll man in das komische Internet gehen. F… Hätte doch besser einer VORHER nochmal in dieses komische Internet geschaut. Das Geld bekamen wir später zurück. Der Fiesta war nach einer Stunde wieder vom Glatteis runter. Die zahlreichen Einbahnstraßen in Düsseldorf haben uns irgendwann auch wieder ausgespuckt. Digital ist besser! Aber das ist eine andere Sahneplatte…
Anspieltipps: ALLES
Höre ich dann am liebsten: IMMER
Jimmy Eat World – Bleed American
Genre: | Rock |
Stil: | Alternative Rock, Emo |
Jahr: | 2001 |
Anzahl Titel: | 11 |
Laufzeit: | 46:38 |
Tracklist
Bleed American | 3:02 |
A Praise Chorus | 4:03 |
The Middle | 2:46 |
Your House | 4:46 |
Sweetness | 3:40 |
Hear You Me | 4:45 |
If You Don't, Don't | 4:33 |
Get It Faster | 4:22 |
Cautioners | 5:21 |
The Authority Song | 3:38 |
My Sundown | 5:40 |
13. Juni 2017 um 13:46 Uhr
Eigentlich finde ich Clarity noch eine Spur besser. Vor allem wegen des genialen Videos zu Lucky Denver Mint. Im Kopf ist das bei mir zusammen mit Praise You von FBS abgespeichert. Ich stelle aber fest, dass wir – was wohl an unserem Erscheinungsjahr liegt – auf der selben Wellenlänge liegen. Du willst ja Gastbeiträge annehmen und ggf – falls ich die Zeit dazu finde – steuere ich Dir was zu AFI bei.
13. Juni 2017 um 17:16 Uhr
Ja, das ist immer die Gretchenfrage, da habe ich mit Freunden schon sehr oft diskutiert. Ich finde, wie gesagt, Bleed American eingängiger und macht mehr gute Laune. Dennoch wird Clarity in jedem Falle auch noch einen Beitrag bekommen, die Platte ist nicht minder gut. Ich finde sie sogar etwas nachhaltiger.
Über einen Gastbeitrag zu AFI würde ich mich sehr freuen! Melde dich gerne bei mir.
10. August 2017 um 10:48 Uhr
Ich stimme dir in allen Punkten zu. Es ist ein fantastisches Album. Ich verbinde diese großartige Band vor allem mit vielen tollen Erlebnissen und einer unbedachten, Frei-nach-Schnauze-Lebenseinstellung. Anfang 20 hockte man den größten Teil des Sommers auf irgendwelchen Zeltplätzen, tanzte wildumher vor kleinen Bühnen, auf denen Lokal-Helden ihr Bestes gaben und versackte mit den besten Freunden an der Theke. Tolle Zeit, die ich niemals missen möchte. Wenn ich daran denke, ist JEW nicht weit. Prägende Bands waren damals für mich auch unter anderem PALE, Muff Potter, delbo oder Kettcar.
10. August 2017 um 10:53 Uhr
Huhu Krissi,
herzlich willkommen in meiner kleinen Kiste, schön von dir zu hören!
Du fasst das ganz wunderbar zusammen, Bilder und Emotionen passen zu 100% mit meinen Erinnerungen zusammen. Coming-of-age par deluxe….:)
Kettcar habe ich im Rahmen der Sahneplatten bereits gewürdigt, bei den anderen lade ich dich gerne ein, mit uns deine Erinnerungen zu teilen. Würde mich total freuen!
Genau, wie das wir uns hoffentlich dieses Jahr nochmal sehen werden…Lasst euch nochmal in Saarburg blicken und sagt Bescheid…:)
LG Torsten
4. März 2018 um 11:17 Uhr
Cooler Blog. Als Jimmy Eat World Fan seit (erst) etwa 2009 wusste ich noch nicht von der Umbennennung von Bleed American. Auch die Anekdote vom Blink-Sum-Jimmy-Konzert ist witzig. Im Nachhinein. Wäre auch für mich eine Riesenenttäuschung gewesen. Vielleicht gefallen Dir die “Augustins”. Schau doch auch mal in meinen neu gegründeten Musikblog: https://bandfieber.com/2018/02/24/warum-ihr-euch-die-band-augustines-anhoeren-muesst/
4. März 2018 um 11:49 Uhr
Hey Tobi, wie cool! Ein Kollege! Da schaue ich auf jeden Fall rein. Fühle dich herzlich willkommen! 😊. Schön, dass du da bist!