“So lange den Bums mindestens zwei Leute lesen, mach’ ich weiter!” – Sahneplatten, pränatal, irgendwann im Mai 2017

Mein idealistisches Ich sagte: “Ja, ja, ja. Das braucht die Welt UNBEDINGT!” Der Realist in mir sagte: “Und wer liest das? Was ist das überhaupt? W-O-R-D-P-R-E-S-S? Und wozu ist dieser Button?” Schon lange wollte ich über Musik schreiben. Oder zumindest reden. Mein Problem, die Welt hat zu wenige Theken für meine Geschichten. Und noch weniger Zuhörer, die ein Mindestmaß an Interesse mitbringen. Oder vorheucheln. Gut, ganz so depressiv-melancholisch war es nicht, da erlaubte ich mir jetzt frech eine gewisse Tocotronic-Melancholie. Eines war stets real – ich rede furchtbar gerne über Musik. Gut für mich, Pech für mein Umfeld. Aus abendfüllenden, sperrstundenmissachtenden Diskussionen über den “Beitrag von Britpop zu einem jugendlichen Hochgefühl” entwickeln sich Ausstattungsvergleiche von Kinderwagen. Das ist die Zeit, das ist okay. Verantwortungen kommen, Interessen schwinden. Die Musik bleibt jedoch bis heute ein zentraler Bestandteil meiner DNA. “Nicht operabel. Lernen Sie damit zu leben”. Okay, mach ich.

“Muschelfutter”

Über Musik zu schreiben, und damit wichtige Erinnerungen meiner Vergangenheit und Gegenwart zu verbinden, war immer mein Wunsch. “Mist, aber gerade heute habe ich etwas anderes vor. Blöd aber auch”. Mein Kopf war irgendwann so voll mit Geschichten, dass ein Niederschreiben einer kühlen Salbe der Eigentherapie gleicht. Alles muss raus. Da kommt so ein Abschlussprojekt der Weiterbildung gerade recht. “Erstellen Sie in WordPress ein funktionierendes Content Management System und befüllen Sie es mit Inhalt”. Okay, wenn es die Welt verlangt. Sich WordPress in autodidaktischer Kleinarbeit selbst beibringen? Check. Den Blognamen ausdenken? Check … Halt … Doch nicht … Check … Nee … Was hältst du von … Che … Nee, warte … Jetzt aber … Check? Check!

Mein Lieblingsdialog aus der Zeit: “Ich glaube, ich nenne den Blog “Muschelfutter”. Wegen Ohrmuschel und so.” “Wie?” “Muschelfutter.” “Muschifutter???” “Hmm, okay, lassen wir das.” Trial and Error waren meine besten Freunde zu jener Zeit. Auch die ersten fünf Beiträge schrieben sich etwas holprig, wenigstens die Auswahl sollte eine gewisse Bandbreite abdecken. Beastie Boys, Daft Punk, Bloc Party, Bilderbuch, Leoniden. Vorher ein Social Media-Totalverweigerer, erfolgt ebenso ein autodidaktisches Einarbeiten in diesen Bereich. Danach große Ankündigung auf allen Kanälen, dass die Welt alsbald ein Stück heller und freundlicher sei. Am 09.06.2017 dann der erste Schrei im digitalen Kreissaal.

Sahneplatten vs. Käseplatten

Das Ziel? Hat sich bis heute nicht geändert. Die Maxime des Blogs findet sich im oben genannten Zitat. Stolz? Aber natürlich! 125 Beiträge – alle geschrieben neben den wichtigsten Stützpfeilern meines Daseins – Familie, Freunde, Selbstständigkeit und Sport. Bei guter wie bei schlechter Laune. Bei Hitze, Kälte, Dunkelheit oder Einsamkeit. Ob bequem im eigenen Büro (Chefsessel “Ivan”) oder unentspannt auf dem Deckel einer Mülltonne. Die monatelange Demütigung durch Google, deren Suchmaschine die bei der Eingabe des Suchbegriffs “Sahneplatten” nonchalant erwiderte: “Meinten Sie Käseplatten?” Der Kampf gegen die Industrie (in Gestalt von Coppenrath & Wiese) um die einzig wahren “Sahneplatten”. Knapp 10.000 Besucher, die sich beileibe nicht alle in der Tür geirrt haben können. Alle Heimlichleser und Zaunlochgucker, die sich stets “Sahneplatten!” brüllend entlarven, wenn sie die andere Straßenseite passieren. Hier und da zieren die Sahneplatten mittlerweile das Straßenbild meiner Heimatstadt. “Wir haben 2018, und ich altes Trottelgesicht habe mich mal wieder verliebt.”

Mein größter Dank? An meine Familie und Freunde. Fürs Schulterklopfen, Mut machen und Bestätigen. Mein besonderer Dank? An die lieben Bloggerkollegen, die ich im letzten Jahr kennenlernen durfte. Für die vielen Kommentare, Diskussionen, digitalen Umarmungen und Nibelungentreue. Mein Traum? Irgendwann was mit Bewegtbild zu machen. Eine (sinnbefreite) Laberrunde um Musik, Geschichten und Laternenaustreten. Ich glaube, dass wird groß. Dafür stelle ich mich vor eine Kamera. Ansonsten? Weitermachen! Die Eigentherapie ist noch nicht abgeschlossen. Es gibt noch so viel zu erzählen. Und:

Natürlich freue ich mich sehr über eure Liebe und Geschichten! Join the Gastbeitrag! Traut euch!

Ich puste derweil die Kerze auf dem Geburtstagskuchen (kein Coppenrath & Wiese) aus. Dafür reicht die Luft noch.